„Mit Feder und Tinte auf den Spuren unserer Urgroßeltern“ –
Schreibworkshop zur Entwicklung der Schrift
Ist die Handschrift im Zeitalter der Digitalisierung heute überhaupt noch „up to date“?
Nach dem heutigen Workshop sind wir uns alle einig, dass es nach wie vor Bereiche im Leben gibt, wo die Handschrift nicht wegzudenken ist. Schreiben an sich ist nämlich ein unheimlich aktiver Vorgang: es sind dabei 12 Hirnareale, 30 Muskeln und 17 Gelenke beteiligt. Somit trägt der Prozess des Schreibens aktiv zur Gehirnentwicklung des Menschen bei. Es ermöglicht zudem eine Form der Kommunikation, die es in der digitalen Welt nicht gibt.
„Schrift ist die Malerei der Stimme!“, so sagt schon Voltaire. Die Handschrift ist wie ein Fingerabdruck – einmalig und einzigartig.
Als konkreter Einstieg in die vielfältige Thematik der Entwicklung der Schrift besuchte unsere Erstjährigen Frau Schulte vom Historischen Museum in Bayreuth. Von ihr erfuhren wir bahnbrechende Schritte im Laufe der Geschichte, die über den Lauf der Jahrtausende und Jahrhunderte zu unserer heutigen Schrift führten. Schrift war zu allen Zeiten dynamisch und der Veränderung unterworfen.
Vor tausenden von Jahren entstanden an den verschiedensten Ecken der Welt unterschiedliche Zeichensysteme, bis schließlich das heutige Alphabet entstand.
Dabei ist die chinesische Schrift das Zeichensystem, dass sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende am wenigsten verändert hat.
Eine bahnbrechende Erfindung war sicherlich die Erfindung des Buchdrucks von Gutenberg, der als erster mit beweglichen Buchstaben arbeitete, um Schriften zu vervielfältigen. Ansichtsexemplare der einzelnen Schriftarten aus den verschiedenen Jahrhunderten durften wir dabei „in die Hand nehmen“ und genauer untersuchen.
Die einzige Schrift, die es übrigens nur in Schreibschrift gibt, ist die arabische Schrift.
In der mitgebrachten Schatztruhe des Historischen Museums lernten wir dann auch unterschiedliche Schreibgeräte und Schreibmaterialien der letzten Jahrhunderte kennen: Schreibrohre aus Bambus oder Schilfrohr, Gänsefedern, Griffel mit Wachstäfelchen, Schiefertafeln mit Schiefergriffel oder Kreide.
Ein besonderes Highlight war sicherlich, dass wir sowohl die unterschiedlichen Schreibgeräte und Materialien aus dem letzten Jahrtausend sowie die unterschiedlichen Schreibschriften nach Herzenslust ausprobieren durften.
Gar nicht so einfach mit Tinte und Feder zu schreiben!
Was wir auch noch alle am eigenen Leib spürten? Schreiben mit Feder und Tinte hat etwas unendlich Meditatives. Schreiben wird hier zu einem bewussten Erleben, das nicht einfach nebenbei schnell von der Hand geht. Schreiben war, ist und bleibt ein Erlebnis mit Kopf, Herz und Hand!
Vielen Dank an das Historische Museum für die Gestaltung des „Zeitreise-Schreibworkshops“!
Christine Just-Sommerey